Wir sind wieder an das jährliche «WordCamp Europe» gereist. Dieses Jahr fand die WordPress Konferenz in Belgrad, Serbien statt. Wir hatten die Gelegenheit neue Kontakte zu knüpfen, uns mit Gleichgesinnten auszutauschen und unser Wissen zu den aktuellsten Entwicklungen der WordPress Software zu vertiefen.
Ein Thema was dieses Jahr ganz klar im Vordergrund stand, war – wie nicht anders zu erwarten – der neue Gutenberg Editor, welcher mit WordPress Version 5.0 erscheinen wird und der die Inhaltspflege in WordPress grundlegend verändern wird. Mehr dazu folgt in einem eigenen Blogpost.
Die folgenden Präsentationen sind für mich besonders in Erinnerung geblieben:
Noel Tock – WordPress in 2019
Wie bereits einige Jahre zuvor wagte Noel einen Ausblick in die Zukunft von WordPress. Welches sind die Chancen, welches die Herausforderungen, die auf WordPress zukommen? Wie steht WordPress aktuell im Vergleich zu anderen Systemen da? Ist WordPress heute immer noch das richtige System für ein neues Grossprojekt?
Wenn es nach ihm geht, ist der häufig zitierte Marktanteil von 31% von WordPress der falsche Massstab für Prognosen und man sollte eher Kennzahlen wie Google Trends anschauen, die das gesamte Interesse anhand der Suchanfragen widerspiegeln.
Sein Fazit: Die Herausforderungen, vor denen WordPress aktuell steht, sind keineswegs aussichtslos. Diese werden aktiv angegangen und viele Verbesserungen, wie die Rest API oder Gutenberg bringen neue Möglichkeiten und eine moderne Softwarearchitektur mit sich, was auf jeden Fall Schritte in die richtige Richtung sind. Was er sich wünscht, ist eine Entwicklung zu einem «smarteren WordPress». Klar, Machine Learning, AI usw. sind derzeit in allermunde, aber gerade im Bezug auf die UX eines Systems – was im Endeffekt dem Benutzer am meisten Nutzen bringt – können diese Tools, richtig eingesetzt, tatsächlich enorme Vorteile mit sich bringen. Dies demonstrierte eindrücklich an zwei experimentellen Beispielen, die künstliche Intelligenz nutzen zur automatischen Verschlagwortung von Bildern oder zur automatischen Vervollständigung von Texten direkt bei der Eingabe. Hier darf man auf jeden Fall auf weitere Entwicklungen gespannt sein.
Morten Rand-Hendriksen – Ethics in Webdesign
In einem ausführlichen Artikel im Smashing Magazine hatte Morten bereits über das Thema Ethik & moralische Entscheidungen im Webdesign geschrieben. Sein Talk war eine gute Auffrischung des Themas und konnte etwas lebendiger unterstreichen wie wichtig es ist, dass wir als Designer die Zukunft bewusst gestalten und uns über die Konsequenzen unserer Entscheidungen bewusst werden.
Er wagte eine Exkursion in den philosophischen und doch recht theoretischen Bereich der Ethik und schaffte es aber dennoch, dass die Präsentation dank praktischen Beispielen und Erklärungen spannend blieb und nicht zu trocken wurde. Auf jeden Fall ist das Thema – gerade heutzutage – brandaktuell und wird Designer und Entwickler auch weiterhin beschäftigen.
Matt Mullenweg Q & A
Wie jedes Jahr stand eine Fragerunde mit Matt Mullenweg auf dem Programm. Viele der Fragen drehten sich auch hier um Gutenberg. Er präsentierte die geplante Roadmap und erklärte erneut zum Ziel, den neuen Editor mit WordPress Version 5.0 bis im August zu veröffentlichen. Ob das wirklich realistisch sein wird, sei dahingestellt und wird sich erst noch zeigen müssen.
Durch ein Sponsoring von Google, inklusive grosser Präsenz in Form eines Messestandes, kam auch die Frage auf, ob WordPress irgendwann aufgekauft werden könnte. Da WordPress.ORG OpenSource Software ist, kann diese gar nicht verkauft werden, wodurch die Frage relativ leicht entkräftet werden konnte. Selbst im Falle eines Verkaufs von Automattic (der Firma von Matt Mullenweg, die hinter WordPress.COM steht) könnte die darunterliegende Software jederzeit geforked, weiterverwendet und weiterentwickelt werden.
Ein letztes Thema war dann auch die neue EU-Datenschutzverordnung GDPR/DSGVO. Matt war sichtlich auf die Frage vorbereitet und überreichte dem Fragesteller zuerst einen Cookie, den er akzeptieren müsse: «Please accept this cookie before I can answer your question». Dieser Scherz wurde zwar vom Publikum gut aufgenommen, die darauf folgende Antwort war dann aber für ein europäisches Publikum doch etwas unbefriedigend und zeugte eher von der amerikanischen Haltung «we don’t really have to care what happens in Europe». Zumindest wurde das von vielen Besuchern so aufgefasst. Ich denke hier hätte ein etwas weniger spöttischer Unterton geholfen um zu unterstreichen, dass man das Thema ernst nimmt. Es zeigte auf jeden Fall wie wichtig es ist, dass die Community auf eigenen Füssen steht und solche Initiativen selbst angeht (was ja zum Glück auch passiert) und dass die Entwicklung des Cores von einem diversen Team verteilt über den ganzen Globus vorangetrieben wird.
Workshop Time
Zum ersten Mal gab es zudem dieses Jahr Hands-On Workshops. Ich habe einen davon besucht mit dem Titel «Let’s Build a Gutenberg Block«. Die 1.5 Stunden dafür waren sehr optimistisch angesetzt, da doch alle Teilnehmer erst einmal node.js/NPM und weitere Tools up-to-date bringen oder erst installieren mussten. Trotzdem konnte uns Lara Schenck einen guten ersten Überblick geben und es war ein guter Startpunkt, um in Zukunft vertieft in die Materie einzutauchen. Wir werden dranbleiben und Gutenberg hoffentlich bald in ersten Kundenprojekten sowie unseren eigenen Plugins einsetzen.
Ausblick
Am Ende wurde die Location für das nächste WordCamp Europe präsentiert. Am 20. – 22. Juni 2019 wird es nach Berlin gehen.
Es hat uns wie jedes Jahr sehr viel Spass gemacht, wir konnten viel profitieren und wir freuen uns schon jetzt auch nächstes Jahr in Berlin wieder dabei zu sein!
Allen, die es dieses Jahr nicht nach Belgrad geschafft haben, können wir das WordCamp Lausanne empfehlen, welches im September 2018 stattfinden wird.
Weitere Fotos von Florian gibt es in seinem Blog
Fotos von Andrey «Rarst» Savchenko